Geschafft… in zweierlei Hinsicht.
Seit letzten Donnerstag habe ich nun alle Chemos hinter mich gebracht. Aber so richtig angekommen ist das bei mir im Kopf noch nicht, ich hatte große Erwartungen an den Tag und besonders darauf, wenn ich zum letzten Mal nach der Chemo aus der Praxis herausgehe.
Ich hatte den Sekt kaltgestellt, aber der Tag war dann doch sehr unspektakulär. Es war nasskalt, ich hatte Schnupfen und während der Chemo einen Reizhustenanfall. Die Schwester hatte schon Bedenken, ich würde auf die Chemo reagieren, aber die Nächte zuvor hatte ich das schon ab und an, es half dann irgendwie nichts und mit einem Mal war es wieder gut.
Unter den Mitpatientinnen waren leider keine bekannten Gesichter, alles „Neulinge“. Sie haben noch einen langen Weg vor sich.
Und auch später hatte ich nicht die erhoffte Erleichterung verspürt. So richtig kann ich es wohl noch nicht realisieren. Wir tranken zwar den Sekt am Abend, aber so richtig Freude konnte sich nicht einstellen.
Insgesamt haben wir die letzten Monate der Chemotherapie sehr gut gemeistert. Ich hatte nur 2 Pausen und insgesamt nur 3 Tage in der ganzen Zeit, in der ich den ganzen Tag nur schlafen wollte – abgesehen von der Zeit nach der Geburt.
Ich konnte mich immer um Elias kümmern, nachmittags Noah von der Kita abholen und alle Erledigungen, Behördengänge, Einkäufe und Hausarbeiten soweit selbständig verrichten. Da können wir wirklich froh und dankbar sein, wenn ich höre, wie andere teilweise mit den Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Da hört man von Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen, Erbrechen, Durchfall und sogar Bluttransfusionen, weil die Blutwerte sich nicht mehr erholt haben.
Auch die Ärzte meinten schon oft, wie gut ich das doch durchgestanden habe.
Ich hatte bisher nur kleine Beeinträchtigungen, die kaum erwähnenswert sind, so z.B. dass mir die Kraft manchmal fehlt, nachts die Hände einschlafen, der Geschmackssinn für einen oder mehrere Tage weg ist oder ich leichte Muskelschmerzen habe.
Die letzten Tage kämpfte ich dann weiter mit meiner Erkältung, die mir nach der letzten Chemo noch einmal ganz schön zusetzte. Jetzt wird es langsam besser.
Beim Kontroll-Ultraschall am Dienstag war alles wie gehabt und auch die Lymphknoten sind weiter unauffällig. Wenn ich Glück habe und zur OP Ende März alles frei ist, würde keine Bestrahlung notwendig sein.
Meine Onkologin meinte, ich solle schon mal schauen, wohin ich zur Reha möchte.
Gar nicht so einfach. Ich habe jetzt Bad Oexen und Grömitz an der Ostsee im Blick.
Auf jeden Fall möchte und muss ich Elias mitnehmen, aber Noah drei oder vier Wochen zuhause zu lassen, fände ich unfair zwischen den Geschwistern und ich würde ihn auch sehr vermissen. Und auch er würde seinen Bruder und seine Mama vermissen und kann ja noch nicht verstehen, warum wir beide so lange weg sind und er nicht. Er ist doch noch so klein und kann noch keine Fragen stellen oder seine gefühlsmäßigen Bedürfnisse mit Worten mitteilen.
Jedoch wäre es mit zwei kleinen Kindern allein auf Reha nach diesem Therapiemarathon bestimmt sehr anstrengend für mich. Ich hätte von morgens bis nachmittags Programm und vorher und nachher die Kinder zu versorgen (anziehen, füttern, windeln) und Noah ist gerade in einem schwierigen Alter. Ich hätte keinerlei Zeitfenster für mich, um das ganze mal in Ruhe zu verabeiten und würde sicherlich abends mit den Kindern müde und geschafft ins Bett fallen. Ob André mitfahren kann, kommt ein bisschen auf den Termin an. Er bleibt zur OP und danach dann schon 4 bis 6 Wochen zuhause, um sich um die Kinder (und mich) zu kümmern, da ich dann erst mal ein ganzes Stück nicht heben darf.
Ein bisschen Zeit haben wir ja noch, um uns zu überlegen, was für alle die beste Lösung sein wird.
André hat die letzten Monate auch Großartiges geleistet, er ist weiterhin Vollzeit arbeiten gegangen und an den Chemotagen konnte er im Homeoffice arbeiten und Elias betreuen. Und auch nach der Arbeit hilft er mir mit Kindern und Haushalt.
Andŕe, ich danke Dir, dass Du mir beistehst, das alles mit mir zusammen durchziehst und mir auch meine Mädelsabende ermöglichst, die mir in dieser Zeit sehr viel Kraft und Normalität gegeben haben. ICH LIEBE DICH SO UNENDLICH!
Zum Glück ist Elias so ein entspanntes zufriedenes Baby, mit Noah damals wäre das nicht so einfach gewesen, er brauchte seine Mama sehr, ließ sich nur schwer ablegen und schlief am besten bei Mama oder im Kinderwagen. Vor 2 Jahren war ich täglich mindestens 2 Stunden mit dem Kinderwagen unterwegs. Das fehlt mir doch schon sehr, aber die Kräfte lassen eben doch etwas nach und bisher hatten wir die Woche über schon einiges an Terminen zu bewältigen.
Der nächste große Meilenstein wird die OP sein, vermutlich Ende März, den genauen Termin erfahre ich nächste Woche Donnerstag zu den Voruntersuchungen und Aufklärungsgesprächen. Ich bin schon etwas aufgeregt, und hoffe es gibt keine Komplikationen und nicht zu starke Schmerzen.