Zuerst ganz kurz eine erfreuliche Nachricht. Meine Nachsorgeuntersuchung letzte Woche beim Frauenarzt war unauffällig und heute bekam ich auch die Nachricht, dass die Tumormarker im Normbereich sind. Soweit so gut. Große Erleichterung. So ist man vor jeder Untersuchung doch wieder nervös und angespannt.
Im Juni möchte ich mit meiner Onkologin besprechen, ob wir den Port entfernen, der immer mal drückt und stört. Man empfiehlt ihn bei triple-negativ 5 Jahre drin zu lassen, aber ich möchte ihn nicht mehr bei mir tragen. Dafür stört er zu oft.
Meine Periode kam jetzt zum zweiten Mal, fast 2 Monate gar nicht, auch das hat mich belastet und ich habe mich oft gefragt, ob das vielleicht schon die Wechseljahre sind. Aber auch hier gab es Entwarnung, es ist alles in Ordnung. Die Hormonproduktion läuft.
Nun zum Thema aller Themen momentan. Ich war die letzten Tage oft ängstlich und gelähmt, ich hatte diese momentanen Einschränkungen befürchtet, und mir war irgendwie klar, dass es so kommen würde. Ich bin kein Mediziner, kein Virologe, daher kann ich nicht einschätzen, was wahr, was übertrieben, was richtig, was falsch ist. Ich lese viel dazu, schaue mir mittlerweile aber nicht mehr ständig die aktuellen Zahlen an. Das macht mich nur verrückt. Trotzdem befürworte ich, jetzt lieber Vorsicht walten zu lassen, bevor es doch unkontrollierbar wird. Was gerade in Italien passiert, macht mich sprachlos und traurig. Und trotzdem singen die Italiener von ihren Balkonen und halten zusammen. Das zaubert mir ein breites Lächeln ins Gesicht.
Wir als Familie schränken uns nun sehr im Kontakt nach Außen ein. Wir machen gerade beide Homeoffice bzw. Urlaub im Wechsel. Die Kinder sind seit Montag zuhause. Elias ist leider schon wieder krank und hat Fieber. Vor zwei Wochen war ich mit ihm für 5 Tage im Krankenhaus, da er schlecht Luft bekam. Er hatte eine akute obstruktive Bronchitis. Seitdem inhalieren wir jeden Tag. Letzte Woche war er drei Tage im Kindergarten und hat sich den nächsten Infekt eingefangen. Von daher ist es vielleicht ganz gut, dass wir auch hier mal den Kreis durchbrechen und zur Ruhe kommen. Als Familie. Zusammen.
Meine Psychotherapeutin und Hausärztin hat mir angeraten, möglichst nicht mehr unter Leute zu gehen und Abstand zu halten, da ich immer noch zur Risikogruppe gehöre und auf jeden Fall auf mich aufpassen soll. Das war mir gar nicht so bewußt. Inzwischen ist die Chemotherapie ein Jahr her. Meine Sorge galt in erster Linie Elias, da er erst im Krankenhaus war. Durch die Krankheiten der Kinder und auch ich selbst hatte vor drei Wochen eine Mandelentzündung mit Fieber und Schwindel, war die Wiedereingliederung für mich bisher sehr holprig.
Letzte Woche war ich wieder 3 Tage arbeiten und es hat mir so unglaublich gut getan. Ich hatte endlich wieder meine „alten“ Aufgaben und ich war positiv gestimmt. Ich hatte mich so sehr auf Alltag gefreut. Die ersten Tage im Februar prasselten sehr viele neue Informationen auf mich ein und es forderte mich anfangs schon stark. Inzwischen bin ich bei 5 Stunden pro Tag und es fühlte sich gut an, bin ich doch meinen 7 Stunden pro Tag wieder ein Stück näher gekommen.
In den letzten Tagen kam dann durch Corona eine Einschränkung nach der anderen, täglich neue Meldungen, täglich neue Entwicklungen, täglich neue Entscheidungen. Die „Einschläge“ kamen auch hier in Sachsen, im Vogtland immer näher.
Anfangs war ich sehr traurig, am kommenden Wochenende wäre ich in die Lüneburger Heide gefahren, um mit LebensHeldin e.V. eine Auszeit mit ebenso betroffenen Frauen zu verbringen. Ich habe mich so sehr darauf gefreut. Nach all den Therapien und Anstrengungen, Zeit nur für mich zu haben, Zeit zum Durchatmen, Zeit für Yoga, Zeit für Wellness, Gespräche mit anderen Frauen. Völlig nachvollziehbar, wurde es inzwischen verschoben.
Auch mit dem Treffpunkt hätten wir jetzt viele spannende Termine gehabt; Gruppenleitertreffen, Pressetermine, eine Kremserfahrt mit Picknick im April war geplant.
Wir als Familie hatten sehr viele Reisepläne für März, April und Mai. Vieles davon wurde abgesagt oder verschoben, manches ist noch ungeklärt, je nachdem, wie lange diese „verordnete Ruhepause“ andauern wird.
Vieles, wie Yoga und Meditationen, was mir so viel Kraft gibt, findet nun online statt. Das stimmt positiv. Wir sind alle voneinander getrennt und doch verbunden. Da geschieht im Moment zum Glück sehr viel Gutes.
Und das Wichtigste: die Sonne scheint, der Frühling lässt sich von all dem nicht beeindrucken. Alles grünt und blüht, die Vögel zwitschern und bauen ihre Nester. Draußen ist herrlichstes Wetter und das genießen wir jetzt umso mehr in vollen Zügen. Wir sind näher zusammengerückt und haben mehr Zeit miteinander, mehr Zeit für die Kinder. Wir können wieder durchatmen, zu uns selbst finden, unserer Prioritäten überdenken. Nutzen wir diese Zeit, um zusammenzurücken, zusammenzuhalten, füreinander da zu sein und in dieser Einfachheit wieder Mensch ZU SEIN.